Auf was Bienen fliegen
Haben Sie’s gemerkt? Die Bienen sind wieder unterwegs! Doch Wissenschaftlerwarnen: Das große Summen in unseren Gärten könnte bald ein Ende haben. Dabei kann jeder etwas tun, um den Insekten unter die Flügel zu greifen. Eine Anleitung.
Das Thermometer über 25 Grad, die Cafés längst schon wieder gut gefüllt. Kein Zweifel, der Frühling ist da! Zeit, endlich Sonne zu tanken und das Frühstück auf den Balkon zu verlegen. Doch wer sich schon vor dem ersten Bissen brummender Geschwader erwehren muss, vergisst vielleicht zu schnell, mit wem er da den Tisch teilt. Denn so lästig sie seien mögen, wenn man ihnen zu nahekommt: Es steht nicht gut um unsere Bienen. Wie wichtig die Insekten für Natur und Landwirtschaft sind, haben wir in den letzten Beiträgen erklärt. Um so drängender erscheinen dieser Tage die Sorgen von Forschern und Biologen. Den vergangen Winter haben laut ersten Umfragen unter Imkern bis zu zwanzig Prozent der Bienenvölker nicht überstanden. Verluste von zehn Prozent gelten als normal. Der milde Winter, die viel zu frühe Blütenphase, aber auch Parasiten machen den Bienen das Leben schwer. In den Monokulturen unserer Landwirtschaft fehlt es schlicht an ausreichend Futter.
Hoffnung gibt es dennoch. Denn in den letzten Jahren hat sich Imkerei als Hobby zu einem echten Trend entwickelt. Doch Bienenpflege braucht Mühe und vor allem Zeit. Ein Luxus, den viele Menschen nicht haben. Wer Bienen unterstützen will, muss aber nicht unbedingt selbst zum Imker werden. Denn am besten hilft, was erstaunlich simpel ist:
Säen sie Blumen! Im Garten, auf Brachflächen oder auf dem Balkon. Es ist beinahe egal, wie und wo! Denn hungrige Bienen sind schwache Bienen und damit viel anfälliger für Krankheiten.
Tatsächlich finden die Insekten mittlerweile weit mehr Nahrung in den Städten als auf Äckern. Damit sie das ganze Jahr über gut versorgt sind, benötigen die Tiere aber viele verschiedene Pflanzen, die zu unterschiedlichen Zeiten im Jahr blühen. Als Tipp für die Bepflanzung empfiehlt der Bund für Umwelt und Naturschutz: Je vielfältiger desto besser. Bienen mögen vor allem nektar- und pollenreiche Blüten, wie die von Wiesenklee oder Obstbäumen. Und sie sind absolute Fans heimischer Gewächse! Vor allem die stark bedrohten Wildbienen verzichten gerne auf exotische Blüten. Es ist natürlich selbstverständlich, dass beim Kauf von Blumen, Stauden und Sträuchern vor allem Pflanzen im Korb landen sollten, die nicht mit Insektiziden behandelt wurden. Zudem mögen Bienen auch immer ein wenig Wildnis in Blumenkästen und Beeten. Viele Hobbygärtner verwehren mit ihrer, wenn auch gut gemeinten, Ordnungsliebe den Bienen erträgliche Nahrungsquellen. Denn gestutzter Rasen, beinahe blütenfreie Nadelbäume und unkrautfreie Beete gleichen in der Welt der Bienen einer kargen Wüste. Lassen Sie es also einfach mal wachsen! Auch sogenannte Bienenhotels sind unter Bienenschützern längst kein Geheimtipp mehr. In diese Nisthilfen, die aus einfachen Holzblöcken mit Bohrlöchern bestehen, können Wildbienen und andere Insekten ihre Nester bauen. Um sie vor Feuchtigkeit zu schützen, sollten die Hotels an Plätzen stehen, auf die zumindest für einige Zeit am Tag die Sonne scheint. Und ganz klar: Auch Bienen haben Durst! Auch hier lässt sich aber leicht helfen. Stellen sie im Sommer einfach ein Schälchen Wasser mit Kiesel darin, in die Nähe blühender Pflanzen! Denken sie sich eine Vogeltränke. Eben nur in winzig klein!
Zuhause und auf dem Balkon Sie mögen Kräuter? Bienen auch! Mehr noch: Sie lieben Rosmarin, Bohnenkraut, Thymian, Minze, Basilikum, Salbei, Schnittlauch oder Zitronenmelisse. Was für ein gelungenes Essen taugt, macht auch die Insekten glücklich. Aber lassen Sie immer genug blühen und schneiden Sie die Blüten nicht ab! Für Blumenkästen eignen sich ebenso Buschzinnie, Studentenblume, Vanilleblume, Männertreu, Steinkraut, Lavendel, Wicken und Winden. Halbschatten vertragen zum Beispiel Katzenminze, Knäuelglockenblume, Berglauch oder Kuhschelle. Auch Kletterpflanzen wie die Waldrebe, Kapuzinerkresse oder Efeu sind prima für Balkone und Bienen.
Bienenfreundliche Vorstadtgärten Krokus, Winterling, Blaustern und Märzenbecher sind im Frühjahr die ersten Anlaufstellen für Insekten. Im Sommer bieten zum Beispiel Sonnenblume, Königskerze, Mohn, Kornblume und Margerite ideale Nahrung. Ins bienenfreundliche Staudenbeet passen Fetthenne, Kugeldistel, Löwenmäulchen, Phlox, Flockenblumen, Malven und Vergissmeinnicht. Auch Rosen sind gut geeignet – aber es müssen ungefüllte Sorten sein: In gefüllten Blumensorten von Rosen, Pfingstrosen oder Astern finden die Bienen zwischen den Blätterwänden keinen Weg in die Blüte. Eine Enttäuschung für Bienen sind auch Geranien. Farbe und Duft versprechen köstlichen Nektar, obwohl es gar keinen gibt. Pflanzen Sie lieber ein paar Brombeer- oder Johannisbeersträucher. An den Beeren haben auch Sie später Vergnügen! Die Blüten vieler Gemüsepflanzen wie Zucchini oder Kürbis bieten ebenfalls viel Nektar und Pollen.
Der große GartenProbieren Sie unbedingt Bienenweide! Das ist eine bunte Blumenwiese aus einer Mischung regionaler Kultur- und Wildarten. Das Saatgut gibt es in jedem guten Fachhandel. Bekannt ist vor allem die »Tübinger Mischung« mit einjährigen Kulturarten wie Phacelia, Buchweizen, Ackersenf, Ringelblume und Koriander. Sie ist für beinahe jeden Standort, von trockenen Sandböden abgesehen, geeignet. Der Imker Eckard Radke hält aber bekannte Obstbäume wie Apfel, Birne, Quitte oder Sauerkirsche für eine noch bessere Wahl. Denn diese Pflanzen sind bienenfreundlich, aber zudem viel nachhaltiger als einjährige Blumenmischungen. Einmal gepflanzt, haben Mensch und Tier über lange Zeit etwas von ihnen. Ebenso verhältes sich mit Kastanie, Linde, Haselnuss oder Ahorn.
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg!
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