25 ist das neue 18!

Generationen beklagen oft die angebliche Verantwortungslosigkeit und den Leichtsinn der nachfolgenden Generationen. Bereits Sokrates kritisierte die Jugend im antiken Griechenland und beklagte deren schlechte Manieren und Missachtung der Autorität.

Heutzutage wird häufig behauptet, dass die junge Erwachsenengeneration in ihrer Entwicklung vermeintlich zurückgeblieben ist. Insbesondere Millennials und die Generation Z werden als widerstandsfähiger gegenüber dem „Erwachsenwerden“ angesehen.

Manche Theoretiker haben sogar vorgeschlagen, dass eine neue Entwicklungsstufe nötig sei, um der Tatsache Rechnung zu tragen, dass Jugendliche heutzutage länger brauchen, nämlich tatsächlich im Durchschnitt 5 Jahre länger, um erwachsen zu werden, als frühere Generationen.

Allerdings sind die Verlängerung der Jugendzeit und das Hinauszögern des Erwachsenwerdens keine neuen Phänomene.

Die Zeit, die junge Erwachsene für den Übergang zum Erwachsenenalter benötigen, hängt weniger von mangelndem Durchhaltevermögen oder fehlender Motivation ab, sondern vielmehr von anderen Faktoren. Einer davon sind die wirtschaftlichen Bedingungen, die den Eintritt ins Berufsleben beeinflussen.

Es gibt fünf allgemeine Indikatoren, die als Merkmale des Erwachsenseins gelten: Bildungsabschluss,

  • Auszug von zu Hause,
  • Arbeitsplatzfindung,
  • Partnerschaft und
  • Kinder.

Obwohl viele junge Erwachsene das gesetzliche Volljährigkeitsalter erreichen, bevor sie all diese Kriterien erfüllen, oder auch nie alle erfüllen, werden oft Kombinationen dieser Indikatoren als Definition des Erwachsenseins betrachtet. Im Vergleich zur Mitte des 20. Jahrhunderts benötigen junge Erwachsene heutzutage aber tatsächlich länger, um erwachsen zu werden. Es gibt weniger Personen im Alter von 16 bis 24 Jahren, die einen festen Arbeitsplatz haben, und sowohl Männer als auch Frauen heiraten und bekommen später Kinder als in den 1950er Jahren.

Die Welt, in der sich junge Erwachsene befinden, hat sich seit den 50ern stark verändert. Allerdings zeigen historische Daten, dass sogar Jugendliche im späten 19. Jahrhundert ähnliche Merkmale des Erwachsenseins erreichten wie heute.

Das Gefühl von Druck und Angst in Bezug auf die Zukunft ist ebenfalls kein alleiniges Phänomen unserer Zeit. Archivierte, neu entdeckte, Tonbandaufnahmen von Student*innen in den 1950er bis 1970er Jahren zeigen, dass ihre Sorgen und Ängste zeitlos sind und denen junger Menschen von heute stark ähneln.

Heute ist es schwieriger, auf eigenen Füßen zu stehen. Wenn die jetzigen Eltern der 20/30-somethings von „damals“ sprechen, müssen sie eines bedenken: Damals, war die finanzielle Spanne zwischen Einkommen und Wohnkosten nicht annähernd so groß, wie heute. Wenn heute eine 60 Jahre alte Person zu einer 30 Jahre alten Person sagt: „In Deinem Alter hatten wir bereits ein Eigenheim und 3 Kinder“, vergessen sie, zu bedenken, dass es damals auch viel einfacher war, ein Eigenheim zu besitzen. Es gibt eine interessante Faustregel, wenn man als Elternteil in Versuchung gerät, „damals“ zu sagen: 5 Jahre vom eigenen Alter abziehen. Im obigen Beispiel, also, müsste es heißen: „als ich 25 Jahre alt war“. Und dann schauen, ob das mit dem Eigenheim und den drei Kindern immer noch passt.

Innerhalb einer Generation, gibt es Unterschiede, z.B. wer das Privileg hat, das Erwachsenenalter hinauszuzögern, und wer nicht. Junge Menschen, die studieren, haben mehr Zeit, um sich zu entwickeln und das nötige Wissen und soziale Kapital zu erwerben. Personen ohne Hochschulabschluss übernehmen oft schon in jüngerem Alter Verantwortung für das Erwachsensein.

Es ist wichtig anzuerkennen, dass junge Erwachsene von heute weder weniger reif noch zwangsläufig egozentrischer sind als frühere Generationen. Es bedarf keines neuen Entwicklungsstadiums, um die längere Übergangszeit zum Erwachsenenalter zu erklären. Die Ergebnisse historischer Daten zeigen, dass die Veränderungen in der Welt um junge Menschen herum die Zeit, die sie für den Übergang zum Erwachsenenalter benötigen, beeinflussen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Verzögerung des Erwachsenwerdens kein neuartiges Phänomen ist und dass die heutige junge Erwachsenengeneration nicht schuld an ihrer längeren Übergangszeit ist. Vielmehr sind es die Veränderungen in der Gesellschaft und der Wirtschaft, die diese Entwicklung beeinflussen.

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